
Patienten mit fortgeschrittenem Hautkrebs müssen häufig mit Rezidiven und Metastasen rechnen. Die Prognose kann sich jedoch verbessern, wenn sie vor und nach der chirurgischen Entfernung des Melanoms eine kombinierte Immuntherapie erhalten. Dies zeigt eine Phase-II-Studie mit 30 Patienten. Diese Behandlung ist bereits für inoperable Formen von Hautkrebs zugelassen. Die aktuelle Studie deutet darauf hin, dass es auch in Verbindung mit einer Operation sinnvoll sein kann, unter anderem um Rezidiven vorzubeugen.
Krebszellen verwenden verschiedene Tricks, um sich in unserem Körper auszubreiten und dem Immunsystem zu entgehen. Viele bösartige Erkrankungen modulieren unter anderem die körpereigenen T-Zell-Antworten und sorgen so dafür, dass das Immunsystem sie nicht angreift. In der Krebstherapie werden häufig sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren eingesetzt. Sie blockieren die hemmende Wirkung von Immun-Checkpoints auf T-Zellen und stärken so die Abwehr des Immunsystems gegen Tumorzellen. Ein Einsatzgebiet ist beispielsweise das bereits metastasierte Melanom, das im Endstadium (Stadium IV) inoperabel ist. Im März 2022 hat die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) eine Kombination aus zwei Immun-Checkpoint-Inhibitoren, Relatlimab und Nivolumab, für diese Indikation zugelassen.
Unterstützende Immuntherapie
In einer klinischen Phase-II-Studie hat ein Team um Rodabe Amaria vom MD Anderson Cancer Center der University of Texas in Houston nun untersucht, inwieweit die Immuntherapie auch Patienten helfen kann, deren Tumor noch operativ entfernt werden kann. Die 30 Probanden in der Studie hatten ein Melanom im Stadium III. Zu diesem Zeitpunkt ist der Tumor bereits in das Lymphsystem eingedrungen, eine Operation ist jedoch noch möglich. Eines der Probleme war bisher jedoch das Rückfallrisiko. „Bei einem Melanom im klinischen Stadium III kann das Risiko eines erneuten Auftretens des Krebses nach der Operation bis zu 50 Prozent betragen“, erklärt Amaria. „Eines der Ziele der neoadjuvanten Immuntherapie ist es, die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens der Krankheit zu verringern.“
Im Rahmen der Studie erhielten die Patienten vor der Operation zweimal im Abstand von vier Wochen eine Kombination aus Relatlimumab und Nivolumab. Darüber hinaus wurden sie nach der Operation mit zehn zusätzlichen Dosen behandelt. Während der neoadjuvanten Behandlung, also der präoperativen Behandlung, beobachteten die Forscher bei keinem Patienten schwerwiegende Nebenwirkungen der Immuntherapie. Ein Patient entwickelte vor der geplanten Operation Hirnmetastasen und wurde daher nicht gemäß Studienprotokoll behandelt. Die restlichen 29 Patienten konnten wie geplant operiert werden, wobei die Immuntherapie die Operation nicht verzögerte.
“Eine sichere und effektive Behandlungsoption”
Die Ergebnisse seien vielversprechend, sagen die Forscher: 17 von 29 Patienten sprachen vollständig auf die neoadjuvante Immuntherapie an. Zum Zeitpunkt der Operation hatten sie keine nachweisbaren lebensfähigen Tumorreste. Bei vier anderen war der Tumor um mindestens die Hälfte geschrumpft. Nach zwei Jahren lebten 91 Prozent der Patienten, die vollständig auf die Behandlung ansprachen, ohne Wiederauftreten der Krankheit, verglichen mit 69 Prozent der Patienten, die nicht auf die Behandlung ansprachen. „Unsere Ergebnisse unterstützen die Kombination von Relatlimab und Nivolumab als sichere und wirksame Behandlungsoption bei der neoadjuvanten Behandlung des Melanoms im Stadium III“, schließt Amaria.
Allerdings beendeten nur 15 Patienten alle zehn Dosen der adjuvanten Immuntherapie. Dagegen brachen zwölf Probanden die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen vorzeitig ab und drei zogen ihre Einwilligung zurück. Die häufigsten Nebenwirkungen waren eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz und erhöhte Leberenzyme. „Damit stellt sich die Frage, ob nach einem pathologischen Ansprechen auf eine neoadjuvante Therapie eine Fortsetzung der Gabe während der adjuvanten Phase notwendig ist“, schreiben die Forscher. “Außerdem kam es bei keinem der Patienten, die die Behandlung aufgrund von Toxizität vorzeitig abbrachen, zu einem Wiederauftreten der Krankheit.”
In weiteren Studien wollen die Forscher klären, wie eine Immuntherapie Hautkrebspatienten am besten helfen kann und welche Biomarker Aufschluss darüber geben können, wie gut ein Patient auf die Behandlung anspricht.
Quelle: Rodabe Amaria (MD Anderson Cancer Center der Universität von Texas, Houston) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-022-05368-8