
Wirtschaft und Politik befürchten, dass Unternehmen durch neue EU-Regeln belastet werden


Unternehmensvertreter haben davor gewarnt, dass die Einführung komplexer Berichtsstandards in der EU Unternehmen belasten könnte
Quelle: Getty Images/Santiago Urquijo
Die kürzlich verabschiedete EU-Richtlinie schreibt vor, dass mehr Unternehmen denn je in ihren Geschäftsberichten offenlegen müssen, wie sich ihr Handeln auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt. Nun befürchten einige, dass es vor allem kleine Unternehmen überfordern wird.
SLaut Politikern und Wirtschaftsvertretern könnten strengere EU-Nachhaltigkeitsregeln Tausende europäischer Unternehmen überfordern. „Die Politik muss Weichen für nachhaltiges Wirtschaften stellen, darf aber keine bürokratischen Hürden streuen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, WELT AM SONNTAG.
Eine kürzlich von der EU-Kommission verabschiedete Richtlinie schreibt vor, dass mehr Unternehmen denn je in ihren Geschäftsberichten offenlegen müssen, wie sich ihr Handeln auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt. Sie müssen auch offenlegen, wie nachhaltig ihre Lieferanten in der gesamten Wertschöpfungskette sind.
Die Einführung komplexer Berichtsstandards in der EU sei ein Schritt in die falsche Richtung, sagt Kampeter. „Bald muss sich jedes mittelständische Unternehmen mit 250 oder mehr Mitarbeitern Hunderte von Seiten an Details durcharbeiten und komplizierte Berichte schreiben.“ Kampeter bezeichnete es als „Überregulierung“. sagte: “Nein zu mehr EU-Bürokratie.”
Derzeit sind nur große Unternehmen verpflichtet, Angaben zur Nachhaltigkeit zu machen. Ab 2026 müssen Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten dasselbe tun. Die Zahl der meldenden Unternehmen stieg dramatisch: allein in Deutschland von 500 auf 15.000. Die neue Richtlinie betrifft rund 50.000 Unternehmen in ganz Europa. Es soll der EU helfen, ihre Klimaziele zu erreichen.
Den Regeln mangelt es an „Verhältnismäßigkeit und Praktikabilität“
„Klimaschutz ist wichtig“, sagte Axel Voss von der christdemokratischen EVP-Fraktion im Europaparlament WELT AM SONNTAG, „aber die neuen Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung könnten einige Unternehmen überfordern.“ Lange Analysen zu schreiben, ist laut Voss nicht die Lösung. “Der Umwelt könnte es helfen, wenn Unternehmen nach konkreten Konzepten zur Reduzierung ihrer Emissionen gefragt werden.”
Den Regeln fehle es an “Verhältnismäßigkeit und Praktikabilität”, sagte Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Zu berücksichtigen ist, dass noch mehr betroffene Unternehmen mittelständisch sind und wenig Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung haben. “Für sie”, sagt Adrian, “wird der Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft erschwert.”
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