
Scheidung

Ein kleiner Schritt in den Raum in der Mainzer Straße 8 genügt, um Appetit zu machen. Es riecht nach Essen. „Gelbe Linsensuppe, die köstlich riecht. Es schmeckt leicht orientalisch“, sagt Karina Westphal-Ritz, während sie in einem großen Topf rührt.
Dreieich – „Suppe kommt in meinem Automaten besonders gut an“, sagt die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, die Einzelhandelsmanagement und Kochen studiert. Neben Suppe, Fertigroulade mit Gemüse und Knödeln, Schnitzel und immer einer Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten bekommt man im Mainzer jeden Tag ein frisch zubereitetes Essen gegen Barzahlung oder EC-Karte, das im großen Kühlschrank wartet. Straße in Offenthal. Dieses beliebte Angebot endet vor Weihnachten. Karina Westphal-Ritz gibt ihren Betrieb auf – nach 13 Jahren ist Westphal-Catering zum Jahresende Geschichte.
Der Menüautomat war eine Rettung in der Corona-Pandemie, als alle Geschäfte über Nacht zusammenbrachen. Denn eigentlich leben Unternehmer vom Gastronomieverkauf. Er kocht alle möglichen Partys und Meetings, vor der Krise mit sechs Mitarbeitern, nachher nur noch ein Mitarbeiter aus der Ukraine. Die Gastronomie ist erneut besonders von der Energiekrise betroffen. „Dieser Sommer ist wieder richtig gut, die Auftragsbücher sind jetzt voll. Das wird wohl auch nach Weihnachten passieren. Der Catering-Bedarf ist immer da“, sagte der begeisterte Koch. Das Problem sei der Gewinn aus dem Betrieb. „Wenn eine Ente Die leg hat vor einem Jahr vier Euro gekostet und jetzt muss ich zehn Euro bezahlen, wie soll ich sie verkaufen? Das Verpackungsmaterial ist sehr extrem – der Preis ist um etwa 60 Prozent gestiegen. Ich kann und will es nicht an Kunden schicken“, sagte Westphal-Ritz.
Catering ist ein harter Job. Schweres Heben, um sechs Uhr morgens zum Lebensmittelmarkt gehen, abends, am Wochenende, etwa 70 bis 80 Stunden pro Woche. Für Westphal-Ritz ist das in Ordnung, solange es sich lohnt. Die ist jetzt weg, zahlt nicht mehr. „Ich werde trotzdem alles mitmachen, denn irgendwann wird es wieder bergauf gehen. Aber jetzt bin ich zu alt – nicht um zu arbeiten, sondern um wieder den Antrieb zu finden, durch dieses Tal zu gehen“, sagte der 61-Jährige.
Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Sein „Baby“ – die Maschine – ist ihm dabei sehr wichtig: „Wir sind wie eine kleine Gemeinschaft: der Kunde, die Maschine und ich“, sagt Westphal-Ritz und lacht. Essen aus dem Automaten zu ziehen ist nicht so anonym, wie es auf den ersten Blick scheint. Unternehmer kennen ihre Kunden und wissen, dass sich manche gerne regelmäßig, gesund und regional aus einem Automaten bedienen. Auf Wunsch kochen sie sogar für kranke Senioren, und Mitarbeiter von Rechtsanwälten im Taunus kommen regelmäßig, um Mahlzeiten für die gesamte Kanzlei einzunehmen. Das Angebot sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen.
„Meine Entscheidung war einfach ein bisschen überwältigend. Ich habe meine Freunde angeschrieben und nach zwei, drei Tagen waren die meisten meiner Geräte verkauft. Ich möchte bis zur letzten Woche vor Weihnachten für Kunden da sein, dann werde ich den Januar nutzen, um alles abzuräumen “, sagte Karina Westphal-Ritz. Dann nahm er sich ein paar Wochen frei. „Dann suche ich mir etwas Neues. Ich frage mich, was passieren wird. Gerne arbeiten, möglichst nicht am Wochenende, weniger als 80 Stunden und nicht dort, wo ich morgens um fünf aufstehen muss.
Von Nicole Jost