
„Normale Menschen haben ihr Leben riskiert, um Juden vor den Nazis zu retten“, sagte David Rossler (85) aus Rebecq in Belgien. “Daran wollte ich dich erinnern.”
David selbst wird leben, um seine eigenen Kinder und Enkelkinder aufwachsen zu sehen. Dank einer Person: George Bourlet (1896-1976), einem Landvermesser aus dem Brüsseler Stadtteil Auderghem. Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar war Davids größter Wunsch der vor seinem Tod: die Erinnerung an Israel. Yad Vashem muss an seinen Retter denken und ihn an „Gerechte unter den Völkern“ Unterrichten.
1940. Die deutsche Wehrmacht erobert Belgien. Nach nur 18 Tagen ergab sich das Land. Damals war Jude David Rossler (geborene Langa) erst zwei Jahre alt. Sein Großvater und sein Onkel wurden verhaftet und verschwanden für immer. Der kleine Junge floh zunächst mit seiner Mutter Sabine in ein katholisches Kloster.
Als das Kloster bald darauf angegriffen wurde, retteten die Résistance-Anhänger Mutter und Kind. Sie kontaktierten den Landvermesser Georges Bourlet.
Er zögerte nicht und behielt die beiden in einer Wohnung im ersten Stock. Sein ganzes Leben lang hatte David jedoch vage Erinnerungen an den großen Mann, seine vier Kinder und das weiße Stadthaus. Bei Kriegsende war er erst sechs Jahre alt.
Das weiße Stadthaus der Familie Bourlet in den 1930er Jahren und im letzten Jahr
Nachname? Die Anschrift? Geburtstag? Gar nichts!
Nach dem Zweiten Weltkrieg heiratete Sabine einen Auschwitz-Überlebenden und zog mit ihm nach Österreich. Über die Zeit mit der Familie Bourlet sprach die traumatisierte Mutter nicht. Und so ging der Kontakt zu den Rettern verloren.
In den 1960er Jahren kehrte David nach Belgien zurück und gründete eine Familie. Die Jahre vergingen und der Wunsch „Danke“ zu sagen wuchs. David: „Ohne George wäre ich nicht erwachsen geworden, hätte keine Kinder bekommen. Er ist mein Held!“ Aber er konnte seine Suche nicht mehr fortsetzen.
Tatsächlich lebt er weniger als eine Stunde von George entfernt.
2022 startete Rosslers Sohn Lionel (55) einen letzten Aufruf über Facebook. Seht selbst: Ahnenforscherin Marie Cappart (47) aus „MyHeritage“ kennt er. Die Frau verglich Telefonbücher aus den 1930er-Jahren mit Rosslers Erstinformationen und durchforstete verschiedene Archive. Marie von BILD: „Vier Kinder sind eine Art Suche.“ Und tatsächlich: Marie fand in Auderghem schnell eine sechsköpfige Familie namens Bourlet.
Die Fragen der Nachkommen werden aufgedeckt: Ja, uns wird gesagt, dass der Großvater einmal einen jüdischen Jungen und seine Mutter versteckt hat. Aber darüber wird nicht viel gesagt.
Bis bald! Rössler erkannte sofort das „Weiße Haus“.
Mit Tränen in den Augen sagte David: „Die Familie kann sehr stolz auf ihren Großvater sein.“
Auf Nachfrage von BILD teilte das Internationale Holocaust-Mahnmal mit, der Antrag sei eingegangen und werde derzeit geprüft. Aber das kostet viel Zeit. Vielleicht hatte David keine Zeit.