
Die Bundesregierung will mehr deutsche Auslandsinvestitionen in Märkte abseits von China lenken, um die Abhängigkeit zu verringern.
Auf Anregung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe sich die Koalition laut einem Kreis im Wirtschaftsministerium auf einen Grundsatzbeschluss zur Überarbeitung des Instruments namens Investitionsgarantie geeinigt. Dies geschieht kurz vor Habecks Reise zur Asia-Pacific German Business Conference am Freitag in Singapur.
Bei der Konferenz von Sonntag bis Montag geht es unter anderem darum, wie Lieferwege ausgebaut werden können. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland hat zu einer breiten Debatte darüber geführt, wie die wirtschaftliche Abhängigkeit von China, beispielsweise bei Rohstoffen, verringert werden kann. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Montag in Singapur erwartet.
Mit der Investitionsgarantie der Bundesregierung können deutsche Unternehmen ihre Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern vor politischen Risiken wie Enteignung oder Kapital- und Transferbeschränkungen schützen.
Das Wirtschaftsministerium hat angekündigt, dass dieses Instrument neu organisiert werden muss. Zudem wird die Übernahme deutscher Unternehmen in Schlüsseltechnologien, etwa durch chinesische Investoren, erschwert.
Der Anreiz zur Diversifizierung ist größer
Bei der Überarbeitung der Investitionsgarantie geht es laut Kreisen darum, deutsche Unternehmen künftig stärker bei der Erschließung neuer Märkte zu unterstützen. Die „Stellschraube“ der Anlagepapiere muss so eingestellt werden, dass Anreize zur Diversifikation geschaffen werden. Die aktuelle geopolitische Lage macht deutlich, dass eine stärkere Diversifizierung gerade für Exportländer wie Deutschland notwendig ist und gleichzeitig eine große Chance darstellt.
Deutsche Unternehmen sollen „effektiver“ dabei unterstützt werden, Projekte in Ländern umzusetzen, die bisher kein Wirtschaftsschwerpunkt waren – aber großes Potenzial bieten. Bessere Garantiebedingungen sind geplant, um Anreize für Investitionen im Land zu schaffen.
Fokus auf Menschenrechte
Gleichzeitig sollten die sogenannten Closing-Bedingungen in Ländern verschärft werden, in denen es eine „sehr große Konzentration“ sicherer Projekte gebe, sagte er mit Blick auf China. Konkret muss im Land die Gebühr für die neue Garantie erhöht werden – die Gebühr stellt den Aufschlag dar, den das Unternehmen jährlich für die Investitionsgarantie zahlen muss. Zudem dürfen Unternehmen in einem Land grundsätzlich nicht mehr als drei Milliarden Euro versichern.
Habeck hatte im Frühjahr angesichts der Menschenrechtsverletzungen an der uigurischen Minderheit in der chinesischen Region Xinjiang erklärt, dass Menschenrechte in der künftigen Handelspolitik stärker berücksichtigt werden sollten. Erstmals sei die Investitionsgarantie nicht wegen Menschenrechten zustande gekommen, sagte die “Welt am Sonntag”. Laut der Zeitung betrifft dies den Autokonzern Volkswagen.
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