Gasspeicher-Füllstand in Deutschland sinkt unter 90 Prozent

Weil Russland nicht mehr liefert, wird es im Winter 2022 wenig Gas geben. Wie gut sind die Gasvorräte in Deutschland aktuell gefüllt?

Dortmund – Wer mit Gas heizt, macht sich in diesem Winter nicht nur Sorgen um die Rechnung. Es stellt sich auch die Frage: Reicht Erdgas überhaupt? Hier liefern wir aktuelle Zahlen und die Entwicklung der Füllstände der Gasspeicher in Deutschland.

Wie hoch muss der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland sein?

Die Bundesregierung hat Ziele formuliert, um trotz der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise im kommenden Winter ausreichend Gas zur Verfügung zu haben. Demnach müssen bis zum 1. November 2022 alle Speicher in Deutschland zu 95 Prozent gefüllt sein. Die Bundesnetzagentur schätzt, dass selbst das nur für zwei kalte Monate reichen wird.

Bis auf den größten Gasspeicher Deutschlands in Rehden (Niedersachsen) und einen kleineren in Nordrhein-Westfalen haben alle anderen dieses Ziel erreicht. In Rehden lag die Auslastung Anfang November nur noch bei rund 91,4 Prozent. Das habe allerdings technische Gründe, sagte Sebastian Bleschke, Geschäftsführer des Branchenverbands Energy Storage Initiative (INES). NDR.

Kritisch wird es allerdings, sobald es draußen kälter wird. Laut Gesetz müssen die Gasspeicher trotz fehlender Lieferungen aus Russland am 1. Februar 2023 noch zu 40 Prozent gefüllt sein. Die Speicher im Laufe des Sommers wieder aufzufüllen, dürfte ein Kraftakt werden.

Die Gasspeicherkapazität in Deutschland liegt derzeit unter 90 Prozent

Das „Aggregated Gas Storage Inventory“ (AGSI) veröffentlicht täglich die aktuellen Füllstände von Gasspeichern in ganz Europa. Diese zeigt, wie viel Erdgas die einzelnen EU-Staaten heute speichern, importieren und exportieren. Am 18. Januar waren die Gasspeicher in Deutschland zu 88,7 Prozent gefüllt.

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Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Bundesregierung im April 2022 das Gasspeichergesetz verabschiedet. Es sieht konkrete Füllstände für einzelne Speicher vor. Die Ziele wurden vor allem aufgrund des milden Herbstes mehr als erreicht. Damit das Gas bis ins Frühjahr reicht, müssen Industrie und Bürger dennoch sparsam damit umgehen.

Füllstände der Gasspeicher in Deutschland pro Monat:

Datum Füllstand (%) Messen (%)
1. September 2022 84.5 75
1. Oktober 2022 91.8 85
1. November 2022 99.2 95
1. Dezember 2022 97.6
1. Januar 2022 90.5
1. Februar 2022 40

Woher kommt heute das Erdgas für die Speicher in Deutschland?

Nachdem Russland in diesem Sommer die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 eingestellt hat, bezieht Deutschland nun den größten Teil seines Gases aus anderen EU-Staaten. Das Problem dabei: Andere Gaslieferanten verlangen deutlich höhere Preise als zuvor Russland.

Das erschüttert selbst große Unternehmen. Der Energiekonzern Uniper aus NRW geriet in Schwierigkeiten. Ende Dezember 2022 wurde der Konzern verstaatlicht. Die Bundesrepublik Deutschland besitzt nun rund 99 Prozent des Konzerns. Das kostet den Steuerzahler rund 30 Milliarden Euro. Hätte der Staat nicht eingegriffen, hätte dies zu weiteren Engpässen führen können.

Aus diesem Grund bezieht Deutschland sein Erdgas derzeit aus anderen Ländern. Hauptlieferanten sind Norwegen, Belgien, die Niederlande und die Schweiz. Auch Polen und Tschechien liefern in unregelmäßigen Abständen kleine Mengen Gas nach Deutschland.

Weil kurzfristige Gasimporte aus der EU deutlich teurer sind, hatte die Bundesregierung zunächst eine Gassteuer geplant, die dann aber wieder erhoben wurde. Mit der Gaspreisbremse und Einmalzahlungen sollen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland jedoch unterstützt werden.

Auch der Füllstand der Gasspeicher in NRW sinkt deutlich

Die Gasvorräte in Nordrhein-Westfalen sind noch gut gefüllt, werden aber immer mehr aufgebraucht. Unternehmen wie Uniper, RWE, Vattenfall und Trianel lagern ihr Erdgas in Gronau-Epe nahe der Grenze zu den Niederlanden. Hier waren einige Lager Ende Januar zu weniger als 90 Prozent gefüllt.

Weitere Lagerstätten gibt es in der Nähe von Xanten, nordwestlich des Ruhrgebiets. Insgesamt wird in NRW aber nur ein Bruchteil der gesamten Gasvorräte für den Winter gespeichert.

Worauf müssen sich die Bürger in der Energiekrise einstellen?

Neben großen Konzernen müssen sich auch Anwohner auf deutlich höhere Gasrechnungen einstellen. Dem versucht die Bundesregierung mit einer Gaspreisbremse entgegenzuwirken.

Auch für die kommunale Versorgung wurde ein milliardenschwerer Schutzschirm errichtet. Die Lage im Winter 2022 ist also durchaus ernst.

Neben der Industrie regen auch die hohen Gaspreise automatisch viele zum Sparen an. Klar ist laut Bundesnetzagentur aber: In diesem Winter müssen 20 Prozent des bisherigen Gasverbrauchs in Deutschland eingespart werden, sonst reicht der Treibstoff in den Vorratstanks nicht aus. Einige vermeintliche Tricks helfen jedoch nicht.

Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, fordert weiterhin Gaseinsparungen.

© Rolf Vennenbernd/DPA

Wie lange reichen die Gasreserven in Deutschland?

Jetzt kommt es vor allem auf den Verbrauch an. Denn die Gasspeicher in Deutschland werden über den verbrauchsschwachen Sommer gefüllt.

Im Winter wird mehr Erdgas verbraucht als importiert. Weil Russland seit September nicht mehr über „Nord Stream 1“ liefert, wird es schwierig, die fehlenden Mengen nachzukaufen.

Die Bundesnetzagentur hat bereits im August berechnet, dass es in Deutschland bei einem Ausfall der Gasversorgung über „Nordstream 1“ bereits im November 2022 zu einer Gasknappheit in Deutschland kommen würde. „Eine Gasknappheit liegt vor, wenn die Gasnachfrage das Angebot übersteigt“, sagt die Behörde. Außerdem hängt der Gasverbrauch stark davon ab, wie kalt der Winter wird.

So kann eine Gasknappheit in Deutschland reduziert werden:

  • Reduzieren Sie den Verbrauch um mindestens 20 Prozent.
  • Weniger Gas exportieren.
  • Importieren Sie mehr Gas.

Richtig problematisch wird es allerdings erst im kommenden Winter 2023, befürchtet die Bundesnetzagentur: „In den Sommermonaten wird zwar ausreichend Gas vorhanden sein, insbesondere durch Importe aus den europäischen Nachbarländern, aber nicht genug Gas, um den Speicher zu betreiben . bis zum Winter für die Heizperiode, die sich dann ausreichend zu füllen beginnt.“

Wie wird die Gasversorgung in Deutschland zukünftig gesichert?

Um künftigen Gasengpässen in Deutschland vorzubeugen, hat die Bundesregierung unter anderem Vereinbarungen mit Ländern außerhalb der EU getroffen. Zu diesem Zweck wird künftig verflüssigtes Erdgas (LNG) aus Katar nach Deutschland importiert. Das verflüssigte Erdgas wird künftig in schwimmenden LNG-Regasifizierungsterminals (FSRUs) in Wilhelmshaven und Brunsbüttel gespeichert.

Das ist schon jetzt sinnvoll: „Die von RWE und Uniper betriebenen FSRUs werden dazu beitragen, die Gasversorgung ab dem Winter 2022/2023 zu sichern“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.

Ab 2022 sollen am Gasspeicher Brunsbüttel LNG-Terminals errichtet werden.

© Olaf Döring/Imago

Atomkraft wird keine Lösung sein. 2023 werden die letzten Reaktoren in der Bundesrepublik endgültig abgeschaltet.

Für den Weiterbetrieb mussten neue Brennstäbe angeschafft werden, die für eine längere Lebensdauer der teils maroden Kernkraftwerke in Kauf genommen worden wären. Stattdessen sollen erneuerbare Energien wie Windkraft und Solarzellen ausgebaut werden.

Rubrikenverzeichnis: © Sven Simon/Imago

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