“Eine Rezession, aber kein Kollaps” – Wirtschaft

Ökonomen sprechen von einem Spaziergang in der Wirtschaft / Viele Risikofaktoren wie steigende Zinsen bleiben bestehen.

Abschwung, aber kein Crash – so lautet die Formel der Volkswirte deutscher Banken für den Ausblick auf das Jahresende und das kommende Jahr. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, sei die Wirtschaft im Sommer stärker als erwartet verlaufen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im November im Vergleich zum Vormonat um 1,8 Punkte auf 86,3 Punkte. Analysten hatten mit weniger Wachstum gerechnet.

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Zumindest die deutschen Verbraucher blicken optimistisch in die Zukunft. Verbraucherforscher der GfK haben im November eine leichte Verbesserung der Verbraucherstimmung gegenüber dem Vormonat gemessen. Das Risiko von Energieknappheit und Rationen sei gesunken, begründet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, die erfreuliche Entwicklung. Auch das angekündigte staatliche Hilfspaket und die jüngste Lohnerhöhung wirkten sich aus. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Risiko jetzt verschwunden ist. Der Kaufkraftrückgang, die Folgen des Krieges in der Ukraine, der Energiekrise und der Pandemie, steigende Zinsen und eine schwache Weltkonjunktur belasten nach wie vor die Wirtschaft in Deutschland. „Selten zuvor gab es so viele Risikofaktoren im Markt wie in den vergangenen Monaten“, analysierte Marc Schattenberg, Volkswirt bei Deutsche Bank Research.

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Die Verbraucher spüren noch nicht viel von der Last, die sie tragen werden. Viele Haushalte laufen in Zukunft Gefahr, ihre Anzahlungen für Nebenkosten zu erhöhen. Auch die Folgen der Verschuldung seien gerade zu spüren, sagte Zeuner: „Das könnte die derzeit noch soliden Konsumausgaben forcieren.“ Zudem erwarten viele Analysten eine Abkühlung der Baubranche.

Die Wirtschaft läuft knapp, warnt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Thringen-Hessen (Helaba). Auch die globale Lieferkette ist noch nicht normal. Trotz der schwachen Konjunktur ist die Inflation nur allmählich zurückgegangen. Die Deutsche Bundesbank erklärte in ihrem letzten Monatsbericht, dass die Inflationsrate über den Jahreswechsel hinaus zweistellig bleiben könnte. Im Oktober ist sie auf 10,4 Prozent gestiegen. „Wir werden 2023 eine Rezession in Deutschland erleben“, sagte Traud. Die deutsche Wirtschaft wird um 0,6 Prozent schrumpfen. “Wir gehen davon aus, dass der Krieg in der Ukraine weitergeht und die Energiepreise in Europa hoch bleiben.”

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„Der kurze Wachstumsschub im Sommer hat die Rezession in Deutschland verzögert – aber sie kommt“, erwartet Fritzi Kühler-Geib, Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW. „Allerdings wird die Schrumpfung im kommenden Jahr mit minus 1,0 Prozent recht moderat ausfallen, insbesondere im Vergleich zum Rückgang der Wirtschaftsleistung in den vergangenen Krisenjahren.“ Mit einer Rückkehr auf einen moderaten Wachstumspfad sei erst ab Sommer 2023 zu rechnen. „Ich rechne immer noch mit einer Rezession, aber nicht mit einem Konjunktureinbruch“, analysierte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer.

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Experten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass viele börsennotierte Unternehmen eine wirtschaftlich schwierige Phase durchlaufen werden – auch wenn die Produktion mancher Güter zumindest vorübergehend unrentabel wird, weil Hersteller höhere Energiekosten nur an die Kunden weitergeben können. limitierten Bereich. Viele Unternehmen haben begonnen, die Produktion zu schließen. „Die Zeit der billigen Energie muss jetzt enden“, befürchtet Schattenberg. “Preise wie vor der aktuellen Krise werden wir wahrscheinlich nicht mehr sehen.”

Viel wird in den kommenden Monaten von Politik und Notenbank abhängen. Letztere sieht sich der Herausforderung gegenüber, die Inflation mit der richtigen Dosis einzudämmen, warnt Expertin Helaba Traud: Geldpolitik straffen, ohne eine unnötige Rezession auszulösen. An dieser Stelle zeichnet sich auch ein Zielkonflikt ab, in dem die Regierung versucht, die negativen Auswirkungen der hohen Inflation auf die Realeinkommen durch neue Hilfen auszugleichen.

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