
Stand: 25.12.2022 15:47
Nach der Ölkatastrophe wird der Nord-Ostsee-Kanal frühestens am Mittwoch (28.12.) wieder für die Schifffahrt passierbar sein. Auch in der Weihnachtszeit sind zahlreiche Helfer und Ölbekämpfungsschiffe im Einsatz.
Nach der Ölkatastrophe im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) bei Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) bleibt der Kanal mindestens bis Mittwoch für die Schifffahrt gesperrt. Das Notfallkommando meldete sich am Freitagabend. Ziel sei es, den Nord-Ostsee-Kanal in einen Zustand zu versetzen, der es den Aufsichtsbehörden erlaube, ihn wieder für die Schifffahrt freizugeben, heißt es. Wann diese Veröffentlichung erfolgen könnte, ist noch unklar. Die Wasser- und Schifffahrtsagentur Nord-Ostsee-Kanal geht davon aus, dass die Blockade frühestens am Mittwoch (28. Dezember) aufgehoben werden kann. Die zuständigen Behörden befinden sich in enger Abstimmung.
In Küstennähe sammelt sich dickflüssiges Öl
Während Space Christmas sind über 150 Feuerwehren, THW und Einsatzkräfte im Einsatz, um die Ausbreitung des Öls zu bekämpfen – laut Einsatzkommando sind sie auf einem guten Weg. Die Arbeiten wurden am späten Samstagnachmittag ausgesetzt, um den Helfern die Möglichkeit zu geben, den Heiligen Abend mit ihren Familien zu verbringen.
Nach Angaben des Havariekommandos gibt es am Ufer noch einige Hotspots, an denen sich zähflüssiges Öl ansammelt, etwa im Hafenbecken. Hier liegt derzeit der Schwerpunkt der Einsätze, wo die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks mit unterschiedlichen Techniken das Öl auffangen und abpumpen.
Die Wasserschutzpolizei Brunsbüttel hat jetzt die Ermittlungen zu der Ölpest aufgenommen. Das teilte die Polizeidienststelle Itzehoe mit.
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Sensorfly zeichnet ein neues Bild der Situation: Der Ölfilm wird dünner
Am Freitag wurde ein Überwachungsflug durchgeführt: Ein mit Sensortechnik ausgestattetes HK-Flugzeug startete mehrfach, um den Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel zu überfliegen. Die vom Flugzeug gesammelten Daten zeigten: „Der Ölfilm auf dem Kanal wird immer dünner“, sagte Benedikt Spangardt, Sprecher des Notfallmanagers. Weitere Flüge sollen am Sonntag über das Gebiet fliegen.
Schiffe zur Bekämpfung von Ölunfällen sind weiterhin in Betrieb
Seit Sonntag (25.12.) sind die beiden großen Ölbekämpfungsschiffe „Scharhörn“ und „Knechtsand“ gemeinsam mit der Ölbekämpfungseinheit „Odin“ und dem Ponton „Lüttmoor“ im Einsatz. Letztere hat die „Neuwerk“ abgelöst – sie wird als Notschlepper bei eventuellen Unfällen auf der Nordsee benötigt.
Geölte Vögel
Die Ölkatastrophe hat auch Folgen für die Umwelt. Inzwischen sind auch schon ölverschmierte Vögel aufgetaucht. Nach aktuellem Stand ist eine zweistellige Zahl von Tieren von der Ölverschmutzung betroffen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Die Grünen) machte sich am Donnerstagnachmittag ein Bild von der Lage und bedankte sich bei den Einsatzkräften.
Die Verantwortlichen wollen kein Risiko eingehen
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Nach Auswertungen von Luftbildern gehe man von etwa zwölf Kubikmetern Öl im Wasser aus, sagte Spangardt. Umweltminister Goldschmidt sprach von einer Ölpest, die sich über sechs Kilometer ausgebreitet habe. Wie viel aus der Pipeline ausgetreten und möglicherweise versickert ist, ist nach Angaben des Havariekommandos noch nicht bekannt.
Allerdings sei das Restöl, das sich noch auf der Wasseroberfläche befinde, schon recht dünn, so der Sprecher weiter. Das würde es den Spezialschiffen erschweren, es aufzusaugen. Offenbar will niemand ein Risiko eingehen, weshalb der Kanal solange für die Schifffahrt gesperrt bleibt, bis sichergestellt ist, dass beispielsweise beim Schleusen kein Öl in die Elbe oder gar die Nordsee gelangen kann. Die Einsatzkräfte vor Ort versuchen, den Öleintrag in die Elbe durch Ölsperren so weit wie möglich zu verhindern.
„Nicht zu früh loslassen“ zum Schutz der Ozeane
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Einige Schiffe haben sich seit Mittwoch vor den Schleusen festgesetzt. Zeitweise hätten laut Havariekommando etwa 30 Schiffe eine der Kanalschleusen angefahren oder im Kanal auf die Weiterfahrt gewartet. Das Schiffsmanagement der NOK informiert alle Reedereien und die Kapitäne über den aktuellen Stand. – Man könne nicht zu früh loslassen, es gehe um etwas sehr Wertvolles – den Schutz unserer Meere und des Wattenmeeres, sagte Umweltminister Goldschmidt. – Es ist wichtig, das Öl herauszuholen, damit es nicht in die Nordsee oder die Elbe gelangen kann.
Nach Angaben des Havariekommandos haben unter anderem Schiffe, die im Bereich der Mündung auf die Wiedereröffnung gewartet haben, ihren Kurs geändert. Sie sollten nun Dänemark umgehen und über das Kattegat die Ostsee ansteuern.
Vorübergehend erhöhte Explosionsgefahr
Bei Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) wurde am Mittwoch ein kilometerlanger Ölteppich entdeckt. Um eine weitere Ausbreitung des Ölfilms zu verhindern, hat die Verkehrszentrale NOK laut Notrufkommando am Mittwochmorgen die Schleusen schließen dürfen. Eine solche Situation ist also nicht ungefährlich: Rohöl ist sehr volatil und gast schnell aus. Dadurch bestand zeitweise erhöhte Explosionsgefahr in unmittelbarer Nähe des Lecks, wie Messungen des Havariekommandos zeigten. Am Mittwochnachmittag entdeckten die Einsatzkräfte Schäden an einer Rohölpipeline an Land. Die undichte Pipeline laufe laut Spangardt unter NOK, die Schäden beträfen den sogenannten Unterwasserdüker. Diese steht jedoch nicht in direktem Kontakt mit dem Wasser. Der Auslass des betreffenden Stücks befindet sich auf der Nordwestseite des Kanals. Laut Havariekommando wurde das Leck provisorisch abgedichtet, damit kein Öl mehr in die Kanalisation gelangte. Folglich wird die eigentliche Reparatur der Ölpipeline noch bearbeitet. Um es vollständig abzudichten, muss der ölgetränkte Boden entfernt werden.
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