Blühender Beitrag zum Klimaschutz – wissenschaft.de

Die wohltuende Wirkung geht über Natur und Landwirtschaft hinaus: Eine Studie zeigt, dass die langfristige Bindung von Kohlenstoff in Form von Humus zu den ökologisch positiven Effekten artenreicher Blühstreifen am Rande von Ackerflächen gehört. Der Beitrag zum Klimaschutz sei damit ein weiteres Argument für das Ziel, mehr Fläche für Blühstreifen in der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen, so die Wissenschaftler.

Sie bilden Oasen in den Wüsten der Monokulturen: Streifen naturnaher Vegetation können zahlreichen Pflanzen- und Tierarten eine Heimat bieten und damit auch den ästhetischen Erholungswert der Agrarlandschaft für den Menschen steigern. In den Streifen wachsen Blühmischungen, die im Rahmen von Agrarumwelt- oder Naturschutzmaßnahmen angesät werden und vor allem die Vielfalt an Pflanzen und bestäubenden Insekten erhöhen sollen. Wie Studien gezeigt haben, können Blühstreifen auf vielfältige Weise auch andere positive Wirkungen haben: Sie verbessern die Ökosystemleistungen und tragen so zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft bei. Das kann sich sogar wirtschaftlich lohnen: Durch die Förderung von bestäubenden Insekten und Schädlingsfeinden lassen sich die Erträge in den von Blühstreifen flankierten Anbauflächen teilweise steigern.

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Biomasse in Sicht

Ein weiterer positiver Effekt wurde bisher jedoch nicht näher untersucht: Blühstreifen produzieren Biomasse, in der Kohlenstoff gebunden ist, der bei der Verarbeitung des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Atmosphäre entsteht. Anders als beim Erntegut wird das ober- und unterirdische Pflanzenmaterial nicht vom Feld abgetragen und verarbeitet, sondern meist durch landwirtschaftliche Maßnahmen wieder in den Boden eingearbeitet. Dort wird er dann teilweise in Humus umgewandelt, in dessen organischen Verbindungen der Kohlenstoff langfristig gebunden bleibt. Ein Forscherteam unter Leitung des Thünen-Instituts in Braunschweig hat nun untersucht, wie viel Biomasse in Blühstreifen gebildet wird und inwieweit sie dabei zur Bindung von Kohlenstoff in Form von Humus beitragen können.

Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler zunächst in 23 Test-Blühstreifen an verschiedenen Standorten in Deutschland die Artenzusammensetzung und die Bildung von Biomasse über und unter der Erde. „Dabei haben wir aus Hunderten von Bodenproben mühsam die Wurzeln ausgewaschen“, berichtet Seniorautor Christopher Poeplau vom Thünen-Institut. Das Team konnte erstmals das Biomassewachstum von Blütenstreifen auf Basis valider Daten abschätzen.

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Sie kamen zu dem Ergebnis, dass diese Pflanzenbestände eine durchschnittliche Biomasse von knapp acht Tonnen pro Hektar und Jahr produzieren. An einigen Standorten können es sogar 19 Tonnen sein. Interessant war der Zusammenhang zwischen pflanzlicher Biodiversität und Gesamtbiomasse: Je mehr Gräser in die Blühstreifen gemischt wurden, desto höher war die Gesamtbiomasse und damit die Humuswirkung. Allerdings ist zu betonen, dass die Artenvielfalt in den Mischungen und der „Blühfaktor“ abnehmen, wenn sich Gräser schnell ausbreiten. „Es ist daher wahrscheinlich nicht möglich, sowohl die pflanzliche Biodiversität als auch die Kohlenstoffspeicherung innerhalb eines Blütenstreifens zu maximieren“, schreiben die Forscher.

Bisher übersehener positiver Aspekt

Grundsätzlich gibt es aber eine deutliche positive Wirkung von Blühstreifen, wie weitere Studienergebnisse gezeigt haben. Anhand von Daten und Modellen berechneten die Forscher, wie viel der Biomasse tatsächlich in Humus umgewandelt wird. Um die Langzeitwirkung deutschlandweit abzuschätzen, integrierte das Team auch Informationen in seine Modelle, die im Rahmen der landwirtschaftlichen Bodenerhebung gewonnen wurden. Dazu gehören die Bewirtschaftung zahlreicher Ackerflächen der letzten zehn Jahre sowie Daten zu den Kohlenstoffvorräten im Boden. Auf insgesamt 1.500 Feldern ließen die Wissenschaftler dann „fiktiv“ Blütenstreifen wachsen und zeichneten die Auswirkungen auf.

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Im Durchschnitt kam es in den nächsten 20 Jahren zu einer jährlichen Anreicherung von 0,5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar Blühstreifen. Das wiederum entspreche 1,8 Tonnen Kohlendioxid, die der Atmosphäre entzogen würden, erklären die Forscher. „Aktuell ist rund ein Prozent der deutschen Ackerfläche mit Blühstreifen bedeckt“, sagt Poeplau. Die Hochrechnungen der Forscher zeigen nun, dass bei einer Umwandlung eines Großteils der deutschen Ackerfläche in Blühstreifen jedes Jahr zusätzlich 240.000 Tonnen Kohlendioxid im Boden gebunden werden könnten. „Das entspricht knapp 0,5 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft“, sagt Pöplau. Nach dem Grundsatz „jeder Beitrag zählt“ kommen die Forscher zu dem Schluss: Der positive Klimaeffekt lässt Blühstreifen jetzt noch attraktiver erscheinen.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsanstalt für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Fachartikel: Pflanzenerde, doi:

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