
Der Logistikriese Schenker gehört nach wie vor zur Deutschen Bahn. Doch nach der Entscheidung des Aufsichtsrats stieg der Verkauf. Mit dem Milliardenerlös musste die hoch verschuldete Bahn ihre Verbindlichkeiten abbauen.
Der Umsatz der Bahnlogistiktochter von DB Schenker wächst. Der Aufsichtsrat des Konzerns hat in einer Sitzung den Vorstand der Deutschen Bahn beauftragt, “den Verkauf von bis zu 100 Prozent an DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten”, wie das Unternehmen am Abend mitteilte.
“Über den konkreten Beginn des Verkaufsprozesses und die Art und Weise des Verkaufes wird zu einem späteren Zeitpunkt separat entschieden”, sagte er.
Der Verkauf solle aber nur erfolgen, wenn er „finanziell vorteilhaft gegenüber einem Verbleib von DB Schenker im DB-Konzern“ sei. Wann eine endgültige Entscheidung fallen würde, war zunächst unklar. Der neu gewählte stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, rechnet mit einer Entscheidung im zweiten Quartal des kommenden Jahres.
Konzentration auf das Kerngeschäft ohne Schenker
Nach dem Willen des Aufsichtsrats muss die Deutsche Bahn die potenziellen Milliarden aus dem Verkaufserlös zum Schuldenabbau verwenden. Im ersten Halbjahr dieses Jahres hatte der Konzern mehr als 30,5 Milliarden Euro Schulden – Tendenz steigend. Ohne Schenker könne sich die Deutsche Bahn auch stärker auf ihr Kerngeschäft, den Schienenverkehr, konzentrieren, sagte er. Der globale Logistikkonzern Schenker managt auch Transporte außerhalb der Schiene.
Aus Sicht der Eisenbahninspektoren kommt der Verkauf auch dem Essener Unternehmen zugute. Mittelfristig benötige Schenker „größere finanzielle Mittel und den Umfang internationaler Zukäufe, um seine Marktposition und den Unternehmenswert in der von zunehmendem Wettbewerb geprägten Logistikbranche zu halten und zu steigern“, so die Bahn.
Wirtschaftlich ging es Schenker mit über 76.000 Mitarbeitern über die Jahre sehr gut. Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr 2022 einen operativen Gewinn (EBIT) von rund 1,2 Milliarden Euro erzielt und die Bilanz des Konzerns mit Finanzproblemen deutlich erhöht. Auch deshalb sehen einige Beteiligte den Verkauf so kritisch. Vor allem der frühere EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel war ein ausgesprochener Gegner des Plans, den er im September als “wirtschaftlichen Unsinn” bezeichnete.
Sein Nachfolger Martin Burkert zeigte sich am Donnerstag offener. EVG habe im Aufsichtsrat nicht abgestimmt, sagte er nach einer Sitzung der Deutschen Presse-Agentur. “Das Wichtigste für uns ist, dass das Geld bei der Deutschen Bahn bleibt.” Auch die Sicherheit der Mitarbeiter muss gewährleistet sein. (dpa)